Barrierefreiheit

Barrierefreiheit

zuletzt aktualisiert 3. April 2025

Der 28. Juni 2025 ist der Stichtag für das Inkrafttreten des European Accessibility Act EAA.

Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft, das die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act, EAA) in deutsches Recht umsetzt. In Österreich heißt das Gesetz Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) und tritt ebenso am 28. Juni 2025 in Kraft. Diese Gesetze richten sich an alle B2C-Portale.

Ziel dieser Gesetze ist es, Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zu Produkten und Dienstleistungen zu ermöglichen. Dies betrifft unter anderem Websites, mobile Apps, Bankdienstleistungen, E-Books und den Online-Handel.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass digitale Angebote barrierefrei gestaltet werden müssen, um allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, den Zugang zu ermöglichen. Dies umfasst auch Bereiche wie E-Mail-Marketing und Online-Dialogmarketing.

Betroffene Unternehmen und Branchen

Das BFSG betrifft Hersteller, Händler und Importeure bestimmter Produkte sowie Dienstleistungserbringer. Kleinstunternehmen (weniger als zehn Beschäftigte und höchstens 2 Millionen Euro Jahresumsatz), die Dienstleistungen anbieten, sind vom Gesetz ausgenommen. Kleinstunternehmen, die Produkte in Umlauf bringen, fallen jedoch unter das BFSG.

Durch die frühzeitige Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen können Unternehmen nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch ihre Marktposition stärken und einen Beitrag zu einer inklusiveren Gesellschaft leisten.

Drei zentrale Aspekte der Barrierefreiheit

Körperliche Barrierefreiheit

Viele Menschen mit Seh- oder motorischen Einschränkungen nutzen Screenreader oder andere Hilfsmittel, um digitale Inhalte zu erfassen. Daher müssen Newsletter und Formulare so gestaltet sein, dass sie korrekt interpretiert werden können.

Technische Barrierefreiheit

Digitale Inhalte müssen auf verschiedenen Geräten und mit unterschiedlicher Software problemlos nutzbar sein. Eine barrierefreie Online-Ansicht sorgt dafür, dass alle Nutzer:innen Zugriff haben.

Inhaltliche Barrierefreiheit

Klare Strukturen und verständliche Sprache verbessern die Lesbarkeit, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen.

Verpflichtende Kriterien für digitale Barrierefreiheit

Gemäß den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1 & 2.2), der EU-Richtlinie 2016/2102 und dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG, Deutschland) gelten folgende verpflichtende Anforderungen für Newsletter und Websites:

Wahrnehmbarkeit

  • Alt-Texte für Bilder: Alle Bilder und Grafiken müssen mit beschreibenden Alternativtexten versehen werden (z. B. „Person am Laptop, schreibt eine E-Mail“)
  • Text statt ausschließlich Bild: Hauptinhalte dürfen nicht nur in Bildform vorliegen
  • Ausreichende Kontraste: Mindestens 4,5:1 für normalen Text, 3:1 für große Schrift und Schaltflächen
  • Skalierbarkeit der Schrift: Inhalte müssen verlustfrei auf mindestens 200 % vergrößert werden können
  • Untertitel und Transkripte für Multimedia: Videos müssen Untertitel oder eine schriftliche Zusammenfassung enthalten

Bedienbarkeit

  • Tastaturbedienbarkeit: Alle interaktiven Elemente müssen per Tastatur erreichbar sein
  • Fokus-Indikatoren sichtbar machen: Bei Navigation per Tab-Taste muss der Fokus deutlich sichtbar sein
  • Vermeidung von Zeitlimits: Formulare dürfen nicht automatisch ablaufen, ohne dass der Nutzer Zeitverlängerungen anfordern kann
  • Verzicht auf Animationen mit Blinkeffekten: Inhalte dürfen nicht öfter als dreimal pro Sekunde blinken

Verständlichkeit

Klare Beschriftungen in Formularen: Labels müssen sichtbar sein, nicht nur als Platzhaltertext

  • Eindeutige und verständliche Fehlermeldungen: Nutzer müssen konkrete Hinweise zur Fehlerbehebung erhalten
  • Vorhersehbare Navigation: Gleichartige Elemente (z. B. Navigationsmenü) müssen einheitlich gestaltet und positioniert sein
  • Sprache im HTML-Code definieren: Jede Seite und jeder Newsletter muss eine korrekte Sprachzuordnung enthalten

Robustheit

  • Kompatibilität mit Screenreadern: Semantisch korrekter HTML-Code, Nutzung von ARIA-Attributen zur Verständnisverbesserung
  • Barrierefreie Formulare: Pflichtfelder und Eingabehilfen (Autocomplete, ARIA-Labels) müssen vorhanden sein
  • Alternative CAPTCHAs: Falls Captchas verwendet werden, müssen sie Alternativen für Menschen mit Sehbehinderungen bieten (z. B. Audio-Captchas)
  • Mit eyepin die digitale Barrierefreiheit als Chance nutzen
  • eyepin unterstützt Dein Unternehmen dabei, Deine E-Mail- und Online-Marketing-Aktivitäten barrierefrei zu gestalten.

Best Practices für digitale Barrierefreiheit

Neben den verpflichtenden Kriterien gibt es weitere bewährte Methoden zur Verbesserung der Barrierefreiheit.

Struktur & Layout

  • Klare, einheitliche Struktur (H1, H2, H3) für bessere Navigation
  • Gut gegliederte Absätze und ausreichender Weißraum zur verbesserten Lesbarkeit
  • Responsives Design, das sich an verschiedene Bildschirmgrößen anpasst
  • Inhalte in logischer Lesereihenfolge strukturiert

Schriftart & Formatierung

  • Serifenlose Schriften wie Arial oder Verdana fördern bessere Lesbarkeit
  • Mindestschriftgröße von 14px, Zeilenabstand von 1,5 für mehr Komfort
  • Keine Blocksatz-Formatierung, um Wortabstände lesbar zu halten
  • Links farblich hervorgehoben und zusätzlich unterstrichen
  • Anpassbare Schriftgröße für mobile Endgeräte

Farben & Kontraste

  • Kontrast von mindestens 4,5:1 für normalen Text, 3:1 für Schaltflächen
  • Farben nicht als alleinige Informationsvermittlung nutzen (z. B. statt „grüne Fehlermeldung“ lieber „Erfolgreich gespeichert – grün markiert“)
  • Farbblinde-freundliche Farbwahl mit ausreichendem Kontrast
  • Alternativtexte für Bilder bereitstellen

Verständlichkeit & Sprache

  • Einfache, verständliche Sprache ohne komplizierte Fachbegriffe
  • Aussagekräftige Dokumententitel, die den Inhalt beschreiben
  • Abkürzungen und Fachbegriffe erklären (z. B. „WCAG“ = „Web Content Accessibility Guidelines“)
  • Kurze Sätze und klar strukturierte Absätze zur besseren Lesbarkeit
  • Lesbarkeit mit dem Flesch-Index geprüft

Bild- & Multimedia-Inhalte

  • Alle Bilder mit relevanten Alternativtexten versehen
  • Untertitel oder Transkripte für alle Videos bereitstellen
  • Animationen, Emojis und Symbole sparsam und mit Bedacht einsetzen
  • Automatisch abspielende Medien nach fünf Sekunden stoppen oder durch den Nutzer deaktivierbar machen

Links & CTA-Buttons

  • Eindeutige und beschreibende Link-Bezeichnungen (z. B. „Mehr erfahren“ statt „Hier klicken“)
  • CTA-Buttons müssen eine Mindestgröße von 44×44 Pixel haben
  • Touch-freundliche Abstände zwischen klickbaren Elementen
  • Unterstrichene und farblich markierte Links zur besseren Auffindbarkeit

Technische Umsetzung

  • Verwendung barrierefreier Templates und valides HTML
  • Tabellen nur für tabellarische Daten verwenden, nicht für Layouts
  • Inline-CSS für bessere Kompatibilität in E-Mail-Clients
  • Nutzung von ARIA-Attributen zur Verbesserung der Barrierefreiheit
  • Sprachdefinition der E-Mail im HTML-Tag für Screenreader
  • Tastaturbedienbare Navigation mit klarem Fokus-Indikator
  • Alternative barrierefreie CAPTCHAs nutzen
  • Code-Prüfung auf Barrierefreiheit mit Tools wie WAVE, aXeTools oder Lighthouse

Wann liegt Barrierefreiheit vor?

Barrierefreiheit liegt vor, wenn Produkte und Dienstleistungen so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen, genutzt werden können. Im digitalen Kontext bedeutet dies beispielsweise, dass Websites und E-Mails für Screenreader optimiert sind, ausreichende Kontraste bieten und eine intuitive Navigation ermöglichen.

Vorteile der Barrierefreiheit im E-Mail-Marketing und Online-Dialogmarketing

Größere Reichweite: Etwa 25-27% der Bevölkerung leben mit Einschränkungen. Durch barrierefreie Kommunikation können Unternehmen diese Zielgruppe besser erreichen und ihre Reichweite erheblich erhöhen.


Höhere Conversion-Rate: Barrierefreie Inhalte sind für alle Nutzer leichter zugänglich und verständlich, was zu einer höheren Interaktionsrate und letztlich zu einer gesteigerten Conversion-Rate führen kann.


Verbesserte Nutzererfahrung: Eine klare Struktur, gut lesbare Texte und intuitive Navigation verbessern die Nutzererfahrung für alle Empfänger, nicht nur für Menschen mit Behinderungen.